Auch Sechstklässler können Evolution!
Auch Sechstklässler können Evolution!
Eigentlich spielt das Thema Evolution im Schulunterricht bisher keine große Rolle. Laut Bildungsplan wird es erst in der zehnten Klasse behandelt – doch dort geht es im Prüfungsstress des Abschlussjahres oft unter. Das ist schade, denn die Evolutionstheorie liefert faszinierende Erklärungen für die Vielfalt des Lebens und ist ein zentrales Fundament der Biologie. Auch die Leopoldina, Deutschlands Nationale Akademie der Wissenschaften, forderte bereits 2017 in einer Stellungnahme, Evolution stärker und früher in die schulische Bildung einzubinden.
An der Gemeinschaftsschule Döffingen wurde diese Empfehlung in diesem Jahr kreativ umgesetzt. Die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse durften selbst erforschen, wie Evolution funktioniert – nicht durch trockene Theorie, sondern durch ein buntes und lebendiges Experiment. Mit farbigen Post-its stellten sie die Entwicklung einer Käferpopulation nach. In kleinen Gruppen zeichneten sie einen Käfer immer wieder ab und tauschten dann den Post-it. Jede neue Zeichnung stand für eine neue Generation. Alle drei Generationen durften die Kinder als „Räuber“ einige Käfer „fressen“, also Post-its entfernen – ein spielerischer Moment, der bei allen für Begeisterung sorgte.
Nach neun Generationen wurde deutlich, wie sich bestimmte Merkmale durchsetzen: Eigenschaften werden vererbt, kleine Veränderungen beim Abmalen führen zu Variation, und durch Selektion – also den Einfluss der Räuber – überleben die Käfer, die am besten angepasst sind. So konnten die Schülerinnen und Schüler selbst erleben, wie aus Zufall und Auswahl im Laufe einiger weniger Generationen eine bestimmte Entwicklung entsteht.
Zwar dauert Evolution in der Realität deutlich länger, trotzdem kann das Experiment eindrucksvoll zeigen, dass Evolution kein trockenes Thema für ältere Jahrgänge sein muss – sondern schon Sechstklässler neugierig machen und zum Staunen bringen kann.
Karl-Richard Reutter

